commit 25b793222cb0ed4e6dd13495f60e77c1201f5820 Author: missytake Date: Fri Sep 5 15:29:35 2025 +0200 initial commit: german version diff --git a/README.md b/README.md new file mode 100644 index 0000000..f1fd248 --- /dev/null +++ b/README.md @@ -0,0 +1,8 @@ +# Gegen die Angst - was will der intersektionale Anarchismus? + +To install nvm, look at https://nvm.sh/ + +``` +nvm use 22 +npx @marp-team/marp-cli@latest --pdf de.intersektionaler-anarchismus.md +``` diff --git a/de.intersektionaler-anarchismus.html b/de.intersektionaler-anarchismus.html new file mode 100644 index 0000000..a3069f1 --- /dev/null +++ b/de.intersektionaler-anarchismus.html @@ -0,0 +1,323 @@ +Gegen die Angst
+

Gegen die Angst

+

Was will der intersektionale Anarchismus?

+

Herrschaftssysteme teilen die Menschen ein nach:
+Geschlecht, Ordnung, Herkunft, Leistung, und Fähigkeiten.
+Das vergiftet unsere Beziehungen.

+

Wir müssen diese Herrschaft abschaffen: auch in uns selbst.

+

Führen wir stattdessen Beziehungen auf Augenhöhe: statt Zwänge gegeneinander einzusetzen, überwinden wir sie gemeinsam.

+
Gegen die Angst - Intersektionaler Anarchismus
+
+
+

Beziehungen / Herrschaftsbeziehungen

+
    +
  • Freundschaften
  • +
  • Liebesbeziehungen
  • +
  • Arbeitsverhältnisse
  • +
  • Familie
  • +
  • Fremde: also Gesellschaft
  • +
+
Gegen die Angst - Intersektionaler Anarchismus
+
+
+

Zwänge - Beispiel Geschlecht:

+
    +
  • Eltern bedrängen ihre Töchter, Kinder zu kriegen
  • +
  • Staat & Kirchen verbieten Abtreibung, Verhütung, & geschlechtsaffirmative Maßnahmen (Transition)
  • +
  • Jungs zwingen sich gegenseitig, männlich & hetero zu sein
  • +
  • Zwang zur Monogamie, von Slutshaming bis zu Femiziden
  • +
  • Neugeborene, die inter sind, werden zwangsoperiert
  • +
  • Menschen zwingen sich gegenseitig sexualisierte Gewalt auf
  • +
+

Warum ist das keine Liebe? Welche Ängste stehen da dahinter?

+
Gegen die Angst - Intersektionaler Anarchismus
+
+
+

Was ist Liebe? Was ist Angst?

+

Viele Beziehungen sind von Angst bestimmt. Liebe ist das Gegenmittel:

+
    +
  • Liebe ist kein Gefühl, sondern bewusst zu handeln
  • +
  • Love ist, über sich hinauszuwachsen, um anderen bei ihrem Wachstum zu helfen
  • +
  • Liebe braucht: Fürsorge, Zuneigung, Verständnis, Respekt, Commitment, Vertrauen, und offene & ehrliche Kommunikation
  • +
+

(Definition aus All About Love von bell hooks)

+
Gegen die Angst - Intersektionaler Anarchismus
+
+
+

Herrschaft ist, wenn unsere Beziehungen von Angst geprägt sind

+

Um Herrschaft zu besiegen, müssen wir sie verstehen:

+
    +
  • Welche Zwänge betreffen uns & unsere Mitmenschen?
  • +
  • Welche Ängste hindern uns, eine Beziehung zu verändern/beenden?
  • +
  • Erlauben wir Anderen, ihre Beziehung zu uns mitzugestalten?
  • +
+

Das sind Fragen für Empathie & emotionale Intelligenz

+
Gegen die Angst - Intersektionaler Anarchismus
+
+
+

Welche dieser Ängste kennt ihr?

+
    +
  • Angst vor Veränderung
  • +
  • Angst vor der Ersetzbarkeit
  • +
  • Angst dass man für andere unersetzbar wird
  • +
  • Angst vor Abhängigkeit
  • +
  • Angst dass andere von einem abhängig sind
  • +
  • Angst vor der Einsamkeit
  • +
  • Angst vorm Schwäche zeigen
  • +
  • Angst vor Nähe/verletzt zu werden
  • +
+
Gegen die Angst - Intersektionaler Anarchismus
+
+
+

Welche dieser Ängste kennt ihr?

+
    +
  • Angst um Andere
  • +
  • Angst vor Gewalt
  • +
  • Angst vor Konflikten
  • +
  • Angst vor dem Unbekannten
  • +
  • Angst vor Hunger, Armut, Obdachlosigkeit
  • +
  • Angst vor Krankheit & Tod
  • +
  • Angst vor einer dysfunktionalen Familie
  • +
  • Angst vor dem verschwinden der eigenen Kultur
  • +
+
Gegen die Angst - Intersektionaler Anarchismus
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+
+

Wir werden unterschiedlich unterdrückt:

+

Nach Geschlecht:
+Männer | Frauen | trans Personen, die nicht binär sind oder passen

+

Nach Zeugungsfähigkeit:
+zeugungsfähig | gebärfähig | "fortpflanzungsunfähig oder -unwürdig"

+

Nach Sexueller Orientierung:
+heterosexuell | bisexuell/poly | homosexuell

+

Nach Schönheit:
+Normschön | atypisch | "entstellt"

+
Gegen die Angst - Intersektionaler Anarchismus
+
+
+

Rollen im Herrschaftssystem

+

Ziel der Herrschaft ist, sich selbst zu reproduzieren. Dafür macht sie uns verschiedene Angebote. Je nachdem sind Zuckerbrot & Peitsche anders:

+
    +
  • Unterdrückte sollen sich still ausbeuten lassen, sonst müssen sie mit Gewalt rechnen
  • +
  • Kollaborierende kriegen Macht über andere, solange sie bei der Herrschaft mitspielen
  • +
  • Marginalisierte sind überflüssig für das Herrschaftssystem und von Vernichtung bedroht
  • +
+
Gegen die Angst - Intersektionaler Anarchismus
+
+
+

Wie geht man mit der Rolle um?

+

Rolle wird einem aufgedrückt & zugesprochen - Schubladendenken

+

Kollaborierende dürfen ihre Macht nicht missbrauchen, um das System nicht zu delegitimieren

+

Unterdrückte & Marginalisierte dürfen nicht nach Macht streben, um die Stellung der Kollaborierenden nicht zu gefährden

+

Diese Regeln sind nicht immer offen ausgesprochen oder niedergeschrieben, und werden ständig neu ausgehandelt

+
Gegen die Angst - Intersektionaler Anarchismus
+
+
+

Geschlecht: das Patriarchat

+

Ängste: vor einer dysfunktionalen Familie, Ersetzbarkeit, Einsamkeit, Schwäche zeigen, Nähe

+

Zwänge: Druck Kinder zu kriegen, Einschränkungen der körperlichen Selbstbestimmung, Monogamie, Zwangs-OPs an inter-Personen, homo- & transfeindliche Gewalt, geschlechts-basierte Arbeitsteilung, Verhaltensnormen, Kleiderordnungen, sexualisierte Gewalt, Verweigerung von Bürgerrechten

+
Gegen die Angst - Intersektionaler Anarchismus
+
+
+

Diskriminierungslinien durch Geschlecht:

+

Geschlecht:
+Männer | Frauen | trans Person

+

Zeugungsfähigkeit:
+zeugungsfähig | gebärfähig | "fortpflanzungsunfähig oder -unwürdig"

+

Sexueller Orientierung:
+heterosexuell | bisexuell/poly | homosexuell

+

Schönheit:
+Normschön | atypisch | "entstellt"

+
Gegen die Angst - Intersektionaler Anarchismus
+
+
+

Fähigkeiten: Ableismus

+

Indirekte Zwänge: Einschränkungen & Schmerzen (körperliche & geistige)

+

Ängste: von anderen abhängig zu sein, für andere sorgen zu müssen, Schwäche zu zeigen, dass andere von einem abhängig sind, vor einer dysfunktionalen Famile, dem eigenen Verfall, Krankheit, und Tod

+

Direkte Zwänge: Arbeitsverbot, Gewalt (Mikroaggressionen, Übergriffe, Mord), Verweigerung von Bürgerrechten, Familienkontrolle, Druck Care-Arbeit zu leisten, Zwangspsychiatrie, soziale Ausgrenzung, sexualisierte Gewalt, ...

+
Gegen die Angst - Intersektionaler Anarchismus
+
+
+

Direkte vs. Indirekte Zwänge

+

Direkte Zwänge setzen Menschen gegeneinander ein - und sie könnten auch damit aufhören

+

Indirekte Zwänge sind außerhalb unserer Macht. Oft kommen da die Ängste her, wegen denen wir Herrschaftssysteme aufbauen

+

Aber in Beziehungen auf Augenhöhe können wir uns indirekten Zwängen eigentlich besser stellen, als in Herrschaftsbeziehungen

+
Gegen die Angst - Intersektionaler Anarchismus
+
+
+

Diskriminierungslinien durch "Fähigkeiten":

+

Körperliche Fähigkeiten:
+"gesund" | eingeschränkt, aber selbstständig | unselbstständig

+

Neurodiversität/Psychische Gesundheit:
+neurotypisch | funktional neurodivergent | dysfunktional

+

Erwachsenheit:
+volljährig | unmündig | entmündigt

+

Sorgeverantwortung:
+unabhängig | zugeschriebene Sorgepflicht | auf Sorge angewiesen

+
Gegen die Angst - Intersektionaler Anarchismus
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+
+

Macht - gut oder schlecht?

+

Mit Macht kann man sich direkten Zwängen widersetzen, und indirekte Zwänge abfedern

+

Macht wird geteilt, und durch Kooperation ausgeübt
+-> in Beziehungen

+

Je nachdem ob die Beziehung auf Augenhöhe ist oder nicht, ist es Macht über andere, oder Macht mit anderen.
+In Beziehungen auf Augenhöhe können wir Herrschaft abbauen:
+Alle nach ihren Fähigkeiten, allen nach ihren Bedürfnissen.

+
Gegen die Angst - Intersektionaler Anarchismus
+
+
+

Ordnung: der Staat

+

Nicht nur Behörden: "der Bulle im Kopf", Paternalismus etc.

+

Indirekte Zwänge: organisierte Gewalt, Sucht, Konfliktlösung geht nicht immer ohne Außenstehende

+

Ängste: Gewalt, Unordnung, Veränderung, Konflikten, Angst um Andere (Paternalismus)

+

Direkte Zwänge: Polizeimaßnahmen (Gewalt, Hausdurchsuchungen, Beschlagnahme), Strafe (Knast, Zwangsarbeit, Geldstrafen), Überwachung, Schule (Notendruck, Anwesenheitspflicht, Strafe)

+
Gegen die Angst - Intersektionaler Anarchismus
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+

Diskriminierungslinien durch Ordnung

+

Kriminalität & Bürokratie:
+Beamte & Petzen | Gehorsame Bürger:innen | die, deren Bedürfnisse mit den Regeln in Konflikt geraten

+

Demokratie:
+Verwaltungs- & Partei-Apparat | die Repräsentierten | die Unrepräsentierten & nicht Wahlberechtigten

+

Militär:
+Offiziere | Soldat:innen | Zivilist:innen

+
Gegen die Angst - Intersektionaler Anarchismus
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+

"Herrschaftssystem" kommt von "Herrschen"

+

Im Staat gibt es nicht nur Kollaborierende, Unterdrückte, und Marginalisierte - Herrschende sind Quelle der Macht & teilen sie mit Kollaborierenden

+
    +
  • Nicht in jedem Herrschaftssystem gibt es Herrschende
  • +
  • Herrschaft wird von allen reproduziert, und funktioniert auch ohne dass jemand davon profitiert
  • +
  • Ohne Herrschende ist das Herrschaftssystem sogar resilienter; den Adel konnte man noch hinrichten, Minister kommen immer neue nach
  • +
+
Gegen die Angst - Intersektionaler Anarchismus
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+
+

Leistung: Klassismus

+

Klassismus: Herrschaftssystem, das sich seit ca. 500 Jahren in der Wirtschaftsform Kapitalismus abspielt

+

Es gab Klassismus aber schon vor dem Kapitalismus, weil es klassistische Ängste schon länger gibt

+

Klassismus wird sich mit dem Kapitalismus nicht automatisch erledigt haben: der Schlüssel ist, sich den Ängsten gemeinsam in Beziehungen auf Augenhöhe zu stellen

+
Gegen die Angst - Intersektionaler Anarchismus
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+
+

Leistung: Klassismus

+

Indirekte Zwänge: Essen, Wohnen, Mobilität, Wissenshierarchien

+

Ängste: vor Abhängigkeit, sozialem Abstieg, Armut, Obdachlosigkeit

+

Direkte Zwänge: Nutzungsverbot von ungenutzten Ressourcen, Hürden für Berufe & Weiterbildung, aufdiktierte Arbeitsbedingungen & Hierarchien, Union Busting, Hartz-Maßnahmen, unfairer Wettbewerb

+

Ausbeutung: Lohnarbeit, Einhegung von Commons, Mietwohnungen, Konsumzwang

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Gegen die Angst - Intersektionaler Anarchismus
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+

Ausbeutung: Profit durch Herrschaft

+

Herrschende beuten unterschiedliche Zwänge aus:

+
    +
  • rent capital: Staat schützt Eigentum an Wohnraum -> Menschen brauchen Wohnraum -> Miete kann extrahiert werden
  • +
  • labour capital: Commons wurden privatisiert & aufgekauft -> Menschen brauchen Güter -> Kapital organisiert Produktion -> Profit kann extrahiert werden
  • +
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Gegen die Angst - Intersektionaler Anarchismus
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Rolle der Herrschenden

+
    +
  • Im Kapitalismus sind die Herrschenden die, deren Kapital sich selbst verwertet -> Profit durch Direkte & Indirekte Zwänge
  • +
  • Kollaborierende/Manager:innen organisieren die Arbeit für sie, aus Abstiegsängsten
  • +
  • Arbeitskraft der Unterdrückten erhält das System, Unterdrückte & Kollaborierende verkaufen Arbeitskraft an Herrschende und bezahlen Rents
  • +
  • Marginalisierte müssen sich durchschlagen; ihre Sichtbarkeit fördert Abstiegsängste bei Unterdrückten & Kollaborierenden
  • +
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Diskriminierungslinien durch "Leistung"

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Wohlstand: unabhängig, reich | abhängig, kann sparen | prekär

+

Kreditwürdigkeit: verleiht Geld | leiht sich Geld | nicht kreditwürdig

+

Arbeit: organisiert Arbeit | abhängig beschäftigt | arbeitslos

+

Bildung: akademisch | berufliche Ausbildung | ohne Ausbildung

+

Wohnen: Eigentumswohnung, Vermieter:innen | Miete | wohnungslos

+

Soziale Herkunft: wie abhängig die Eltern waren

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Auswege aus dem Kapitalismus?

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    +
  • Reformen & ökonomisches Wachstum: kurzfristige Verbesserung für manche Marginalisierte & Unterdrückte, aber im Schnitt gewinnt immer das Kapital
  • +
  • Sozialistische Revolutionen: haben oft Herrschende abgeschafft, aber nie die Herrschaft selbst
  • +
  • Nur in Beziehungen auf Augenhöhe können wir Zwänge abbauen; hier & jetzt im Kleinen, langfristig in revolutionärer Organisation
  • +
  • Um die Herrschaft durch Organisierung von Arbeit abzuschaffen: Wissenshierarchien abbauen & Arbeit selbst verwalten
  • +
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Herkunft: Rassismus

+

Indirekte Zwänge: migrieren müssen, generationelles Trauma, ...

+

Ängste: vor dem Unbekannten. Außerdem, dem Verschwinden der eigenen Kultur, dem Aufgeben von Privilegien, Konkurrenz, Ersetzbarkeit, Kritik & Konflikten, ...

+

Direkte Zwänge: Grenzregime, Arbeitsverbot, Abschiebung, Gewalt (Mikroaggressionen, Übergriffe, Pogrome, Genozide), Verweigerung von Bürgerrechten, Familienkontrolle, ...

+

Ausbeutung: Zwangsarbeit, undokumentierte Arbeit, Kriegsbeute, ...

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Gegen die Angst - Intersektionaler Anarchismus
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+

Diskriminierungslinien nach "Herkunft"

+

Die Schubladen sind quasi immer willkürlich, oft ohne die Gemeinten zu kennen/verstehen. Eine Annäherung:

+

Geschichte: Kolonisierer & Gewinner | Gastarbeiter:innen & Geflüchtete | betroffen von Sklaverei, Genozid, Verschwörungsmythen, Ketzerei- oder Terrorismus-Vorwürfen

+

Sprache: Muttersprache dominant | dominante Sprache erlernt | spricht dominante Sprache nicht

+

Staatsbürgerschaft: Bürgerrechte | weniger Rechte | ohne Papiere

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Gegen die Angst - Intersektionaler Anarchismus
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+

Exkurs: Religion

+

Religion ist ein Pfeiler von Herrschaftssystemen:

+
    +
  • macht Angebote des sozialen Friedens an Unterdrückte
  • +
  • ist Plattform für das Teilen von Macht mit Kollaborierenden
  • +
  • organisiert Pogrome gegen, aber auch Care für Marginalisierte
  • +
+

Religion kann regional ein eigenes Herrschaftssystem sein, und funktioniert dann oft als Rassismus

+

In der Kirche werden oft die unterschiedlichen Regeln/Moral für Kollaborierende & Unterdrückte ausgehandelt

+
Gegen die Angst - Intersektionaler Anarchismus
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+
+

Konservative vs. faschistische Herrschaft

+

Faschismus entsteht in konservativen Herrschaftssystemen:

+
    +
  • Nährboden sind erhöhte Ängste, z.B. in Wirtschaftskrisen
  • +
  • Faschismus verwandelt diese Ängste in Hass auf Marginalisierte
  • +
  • Hass wird in konservativen Herrschaftssystemen eher sanktioniert, weil er die Stabilität des Systems gefährdet – für die Faschisten ist die Instabilität des Systems ein Mittel.
  • +
  • Faschist:innen nutzen diese Dynamik, um neu auszuhandeln, wer wen unterdrückt -> Ziel ist, zu Herrschenden zu werden
  • +
  • Konservative Eindämmungstaktik scheitert
  • +
+
Gegen die Angst - Intersektionaler Anarchismus
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+
+

Konservative vs. faschistische Herrschaft

+

Aber: Faschismus ist wenig resilient

+
    +
  • paranoide Herrschende
  • +
  • entfesselte Ängste
  • +
  • instabile Deals
  • +
  • illegitime/offenbarte Herrschaft...
  • +
+

Indem man sich gegen die Angst richtet, kann man ihm entgegentreten

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Gegen die Angst - Intersektionaler Anarchismus
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Fragen?

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Diskussion?

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Gegen die Angst - Intersektionaler Anarchismus
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+

Bürokratie: Regeln, Überwachung, und Zwang gehen Hand in Hand: +- Regeln werden erfunden, entweder in Parlamenten, Nachbarschaften, oder per Dekret +- Überwachung stellt fest, dass jemand Regeln übertreten hat +- Zwänge werden angewandt

\ No newline at end of file diff --git a/de.intersektionaler-anarchismus.md b/de.intersektionaler-anarchismus.md new file mode 100644 index 0000000..7e3c584 --- /dev/null +++ b/de.intersektionaler-anarchismus.md @@ -0,0 +1,374 @@ +--- +marp: true +theme: gaia +paginate: true +footer: "Gegen die Angst - Intersektionaler Anarchismus" +--- + +# Gegen die Angst + +## Was will der intersektionale Anarchismus? + +Herrschaftssysteme teilen die Menschen ein nach: +**Geschlecht, Ordnung, Herkunft, Leistung, und Fähigkeiten.** +Das vergiftet unsere Beziehungen. + +Wir müssen diese Herrschaft abschaffen: **auch in uns selbst.** + +Führen wir stattdessen **Beziehungen auf Augenhöhe**: statt Zwänge gegeneinander einzusetzen, überwinden wir sie gemeinsam. + +--- + +## Beziehungen / Herrschaftsbeziehungen + +- Freundschaften +- Liebesbeziehungen +- Arbeitsverhältnisse +- Familie +- Fremde: also Gesellschaft + +--- + +## Zwänge - Beispiel Geschlecht: + +- Eltern bedrängen ihre Töchter, Kinder zu kriegen +- Staat & Kirchen verbieten Abtreibung, Verhütung, & geschlechtsaffirmative Maßnahmen (Transition) +- Jungs zwingen sich gegenseitig, männlich & hetero zu sein +- Zwang zur Monogamie, von Slutshaming bis zu Femiziden +- Neugeborene, die inter sind, werden zwangsoperiert +- Menschen zwingen sich gegenseitig sexualisierte Gewalt auf + +**Warum ist das keine Liebe? Welche Ängste stehen da dahinter?** + +--- + +## Was ist Liebe? Was ist Angst? + +Viele Beziehungen sind von Angst bestimmt. Liebe ist das Gegenmittel: + +- Liebe ist kein Gefühl, sondern bewusst zu handeln +- Love ist, über sich hinauszuwachsen, um anderen bei ihrem Wachstum zu helfen +- Liebe braucht: Fürsorge, Zuneigung, Verständnis, Respekt, Commitment, Vertrauen, und offene & ehrliche Kommunikation + +*(Definition aus All About Love von bell hooks)* + +--- + +## Herrschaft ist, wenn unsere Beziehungen von Angst geprägt sind + +Um Herrschaft zu besiegen, müssen wir sie verstehen: +- Welche Zwänge betreffen uns & unsere Mitmenschen? +- Welche Ängste hindern uns, eine Beziehung zu verändern/beenden? +- Erlauben wir Anderen, ihre Beziehung zu uns mitzugestalten? + +Das sind Fragen für Empathie & emotionale Intelligenz + +--- + +### Welche dieser Ängste kennt ihr? + +- Angst vor Veränderung +- Angst vor der Ersetzbarkeit +- Angst dass man für andere unersetzbar wird +- Angst vor Abhängigkeit +- Angst dass andere von einem abhängig sind +- Angst vor der Einsamkeit +- Angst vorm Schwäche zeigen +- Angst vor Nähe/verletzt zu werden + +--- + +### Welche dieser Ängste kennt ihr? + +- Angst um Andere +- Angst vor Gewalt +- Angst vor Konflikten +- Angst vor dem Unbekannten +- Angst vor Hunger, Armut, Obdachlosigkeit +- Angst vor Krankheit & Tod +- Angst vor einer dysfunktionalen Familie +- Angst vor dem verschwinden der eigenen Kultur + +--- + +## Wir werden unterschiedlich unterdrückt: + +Nach **Geschlecht**: +Männer | Frauen | trans Personen, die nicht binär sind oder passen + +Nach **Zeugungsfähigkeit**: +zeugungsfähig | gebärfähig | "fortpflanzungsunfähig oder -unwürdig" + +Nach **Sexueller Orientierung**: +heterosexuell | bisexuell/poly | homosexuell + +Nach **Schönheit**: +Normschön | atypisch | "entstellt" + +--- + +### Rollen im Herrschaftssystem + +Ziel der Herrschaft ist, sich selbst zu reproduzieren. Dafür macht sie uns verschiedene Angebote. Je nachdem sind Zuckerbrot & Peitsche anders: + +- **Unterdrückte** sollen sich still ausbeuten lassen, sonst müssen sie mit Gewalt rechnen +- **Kollaborierende** kriegen Macht über andere, solange sie bei der Herrschaft mitspielen +- **Marginalisierte** sind überflüssig für das Herrschaftssystem und von Vernichtung bedroht + +--- + +### Wie geht man mit der Rolle um? + +Rolle wird einem aufgedrückt & zugesprochen - Schubladendenken + +Kollaborierende dürfen ihre Macht nicht missbrauchen, um das System nicht zu delegitimieren + +Unterdrückte & Marginalisierte dürfen nicht nach Macht streben, um die Stellung der Kollaborierenden nicht zu gefährden + +Diese Regeln sind nicht immer offen ausgesprochen oder niedergeschrieben, und werden ständig neu ausgehandelt + +--- + +## Geschlecht: das Patriarchat + +**Ängste**: vor einer dysfunktionalen Familie, Ersetzbarkeit, Einsamkeit, Schwäche zeigen, Nähe + +**Zwänge**: Druck Kinder zu kriegen, Einschränkungen der körperlichen Selbstbestimmung, Monogamie, Zwangs-OPs an inter-Personen, homo- & transfeindliche Gewalt, geschlechts-basierte Arbeitsteilung, Verhaltensnormen, Kleiderordnungen, sexualisierte Gewalt, Verweigerung von Bürgerrechten + +--- + +### Diskriminierungslinien durch Geschlecht: + +**Geschlecht**: +Männer | Frauen | trans Person + +**Zeugungsfähigkeit**: +zeugungsfähig | gebärfähig | "fortpflanzungsunfähig oder -unwürdig" + +**Sexueller Orientierung**: +heterosexuell | bisexuell/poly | homosexuell + +**Schönheit**: +Normschön | atypisch | "entstellt" + +--- + +## Fähigkeiten: Ableismus + +**Indirekte Zwänge**: Einschränkungen & Schmerzen (körperliche & geistige) + +**Ängste**: von anderen abhängig zu sein, für andere sorgen zu müssen, Schwäche zu zeigen, dass andere von einem abhängig sind, vor einer dysfunktionalen Famile, dem eigenen Verfall, Krankheit, und Tod + +**Direkte Zwänge**: Arbeitsverbot, Gewalt (Mikroaggressionen, Übergriffe, Mord), Verweigerung von Bürgerrechten, Familienkontrolle, Druck Care-Arbeit zu leisten, Zwangspsychiatrie, soziale Ausgrenzung, sexualisierte Gewalt, ... + +--- + +### Direkte vs. Indirekte Zwänge + +Direkte Zwänge setzen Menschen gegeneinander ein - und sie könnten auch damit aufhören + +Indirekte Zwänge sind außerhalb unserer Macht. Oft kommen da die Ängste her, wegen denen wir Herrschaftssysteme aufbauen + +Aber in **Beziehungen auf Augenhöhe** können wir uns indirekten Zwängen eigentlich besser stellen, als in Herrschaftsbeziehungen + +--- + +### Diskriminierungslinien durch "Fähigkeiten": + +**Körperliche Fähigkeiten**: +"gesund" | eingeschränkt, aber selbstständig | unselbstständig + +**Neurodiversität/Psychische Gesundheit**: +neurotypisch | funktional neurodivergent | dysfunktional + +**Erwachsenheit**: +volljährig | unmündig | entmündigt + +**Sorgeverantwortung**: +unabhängig | zugeschriebene Sorgepflicht | auf Sorge angewiesen + +--- + +### Macht - gut oder schlecht? + +Mit Macht kann man sich direkten Zwängen widersetzen, und indirekte Zwänge abfedern + +Macht wird geteilt, und durch Kooperation ausgeübt +-> in **Beziehungen** + +Je nachdem ob die Beziehung auf Augenhöhe ist oder nicht, ist es **Macht über** andere, oder **Macht mit** anderen. +In Beziehungen auf Augenhöhe können wir Herrschaft abbauen: +**Alle nach ihren Fähigkeiten, allen nach ihren Bedürfnissen.** + +--- + +## Ordnung: der Staat + +Nicht nur Behörden: "der Bulle im Kopf", Paternalismus etc. + +**Indirekte Zwänge**: organisierte Gewalt, Sucht, Konfliktlösung geht nicht immer ohne Außenstehende + +**Ängste**: Gewalt, Unordnung, Veränderung, Konflikten, Angst um Andere (Paternalismus) + +**Direkte Zwänge**: Polizeimaßnahmen (Gewalt, Hausdurchsuchungen, Beschlagnahme), Strafe (Knast, Zwangsarbeit, Geldstrafen), Überwachung, Schule (Notendruck, Anwesenheitspflicht, Strafe) + + +--- + +### Diskriminierungslinien durch Ordnung + +**Kriminalität & Bürokratie**: +Beamte & Petzen | Gehorsame Bürger:innen | die, deren Bedürfnisse mit den Regeln in Konflikt geraten + +**Demokratie**: +Verwaltungs- & Partei-Apparat | die Repräsentierten | die Unrepräsentierten & nicht Wahlberechtigten + +**Militär**: +Offiziere | Soldat:innen | Zivilist:innen + +--- + +### "Herrschaftssystem" kommt von "Herrschen" + +Im Staat gibt es nicht nur Kollaborierende, Unterdrückte, und Marginalisierte - **Herrschende** sind *Quelle der Macht* & teilen sie mit Kollaborierenden + +- Nicht in jedem Herrschaftssystem gibt es Herrschende +- Herrschaft wird von allen reproduziert, und funktioniert auch ohne dass jemand davon profitiert +- Ohne Herrschende ist das Herrschaftssystem sogar resilienter; den Adel konnte man noch hinrichten, Minister kommen immer neue nach + +--- + +## Leistung: Klassismus + +Klassismus: Herrschaftssystem, das sich seit ca. 500 Jahren in der Wirtschaftsform Kapitalismus abspielt + +Es gab Klassismus aber schon vor dem Kapitalismus, weil es klassistische Ängste schon länger gibt + +Klassismus wird sich mit dem Kapitalismus nicht automatisch erledigt haben: der Schlüssel ist, sich den Ängsten gemeinsam in Beziehungen auf Augenhöhe zu stellen + +--- + +## Leistung: Klassismus + +**Indirekte Zwänge**: Essen, Wohnen, Mobilität, Wissenshierarchien + +**Ängste**: vor Abhängigkeit, sozialem Abstieg, Armut, Obdachlosigkeit + +**Direkte Zwänge**: Nutzungsverbot von ungenutzten Ressourcen, Hürden für Berufe & Weiterbildung, aufdiktierte Arbeitsbedingungen & Hierarchien, Union Busting, Hartz-Maßnahmen, unfairer Wettbewerb + +**Ausbeutung**: Lohnarbeit, Einhegung von Commons, Mietwohnungen, Konsumzwang + +--- + +### Ausbeutung: Profit durch Herrschaft + +Herrschende beuten unterschiedliche Zwänge aus: +- rent capital: Staat schützt Eigentum an Wohnraum -> Menschen brauchen Wohnraum -> Miete kann extrahiert werden +- labour capital: Commons wurden privatisiert & aufgekauft -> Menschen brauchen Güter -> Kapital organisiert Produktion -> Profit kann extrahiert werden + +--- + +### Rolle der Herrschenden + +- Im Kapitalismus sind die Herrschenden die, deren Kapital sich selbst verwertet -> Profit durch Direkte & Indirekte Zwänge +- Kollaborierende/Manager:innen organisieren die Arbeit für sie, aus Abstiegsängsten +- Arbeitskraft der Unterdrückten erhält das System, Unterdrückte & Kollaborierende verkaufen Arbeitskraft an Herrschende und bezahlen Rents +- Marginalisierte müssen sich durchschlagen; ihre Sichtbarkeit fördert Abstiegsängste bei Unterdrückten & Kollaborierenden + +--- + +### Diskriminierungslinien durch "Leistung" + +**Wohlstand**: unabhängig, reich | abhängig, kann sparen | prekär + +**Kreditwürdigkeit**: verleiht Geld | leiht sich Geld | nicht kreditwürdig + +**Arbeit**: organisiert Arbeit | abhängig beschäftigt | arbeitslos + +**Bildung**: akademisch | berufliche Ausbildung | ohne Ausbildung + +**Wohnen**: Eigentumswohnung, Vermieter:innen | Miete | wohnungslos + +**Soziale Herkunft**: wie abhängig die Eltern waren + +--- + +### Auswege aus dem Kapitalismus? + +- **Reformen & ökonomisches Wachstum**: kurzfristige Verbesserung für manche Marginalisierte & Unterdrückte, aber im Schnitt gewinnt immer das Kapital +- **Sozialistische Revolutionen**: haben oft Herrschende abgeschafft, aber nie die Herrschaft selbst +- Nur in **Beziehungen auf Augenhöhe** können wir Zwänge abbauen; hier & jetzt im Kleinen, langfristig in revolutionärer Organisation +- Um die Herrschaft durch Organisierung von Arbeit abzuschaffen: **Wissenshierarchien abbauen & Arbeit selbst verwalten** + +--- + +## Herkunft: Rassismus + +**Indirekte Zwänge**: migrieren müssen, generationelles Trauma, ... + +**Ängste**: vor dem Unbekannten. Außerdem, dem Verschwinden der eigenen Kultur, dem Aufgeben von Privilegien, Konkurrenz, Ersetzbarkeit, Kritik & Konflikten, ... + +**Direkte Zwänge**: Grenzregime, Arbeitsverbot, Abschiebung, Gewalt (Mikroaggressionen, Übergriffe, Pogrome, Genozide), Verweigerung von Bürgerrechten, Familienkontrolle, ... + +**Ausbeutung**: Zwangsarbeit, undokumentierte Arbeit, Kriegsbeute, ... + +--- + +### Diskriminierungslinien nach "Herkunft" + +Die Schubladen sind quasi immer willkürlich, oft ohne die Gemeinten zu kennen/verstehen. Eine Annäherung: + +**Geschichte**: Kolonisierer & Gewinner | Gastarbeiter:innen & Geflüchtete | betroffen von Sklaverei, Genozid, Verschwörungsmythen, Ketzerei- oder Terrorismus-Vorwürfen + +**Sprache**: Muttersprache dominant | dominante Sprache erlernt | spricht dominante Sprache nicht + +**Staatsbürgerschaft**: Bürgerrechte | weniger Rechte | ohne Papiere + +--- + +### Exkurs: Religion + +Religion ist ein Pfeiler von Herrschaftssystemen: +- macht Angebote des sozialen Friedens an Unterdrückte +- ist Plattform für das Teilen von Macht mit Kollaborierenden +- organisiert Pogrome gegen, aber auch Care für Marginalisierte + +Religion kann regional ein eigenes Herrschaftssystem sein, und funktioniert dann oft als Rassismus + +In der Kirche werden oft die unterschiedlichen Regeln/Moral für Kollaborierende & Unterdrückte ausgehandelt + +--- + +### Konservative vs. faschistische Herrschaft + +Faschismus entsteht in konservativen Herrschaftssystemen: +- Nährboden sind erhöhte Ängste, z.B. in Wirtschaftskrisen +- Faschismus verwandelt diese Ängste in Hass auf Marginalisierte +- Hass wird in konservativen Herrschaftssystemen eher sanktioniert, weil er die Stabilität des Systems gefährdet – für die Faschisten ist die Instabilität des Systems ein Mittel. +- Faschist:innen nutzen diese Dynamik, um neu auszuhandeln, wer wen unterdrückt -> Ziel ist, zu Herrschenden zu werden +- Konservative Eindämmungstaktik scheitert + +--- + +### Konservative vs. faschistische Herrschaft + +Aber: Faschismus ist wenig resilient +- paranoide Herrschende +- entfesselte Ängste +- instabile Deals +- illegitime/offenbarte Herrschaft... + +Indem man sich **gegen die Angst** richtet, kann man ihm entgegentreten + +--- + +# Fragen? + +# Diskussion? + diff --git a/de.intersektionaler-anarchismus.pdf b/de.intersektionaler-anarchismus.pdf new file mode 100644 index 0000000..b1fde2a Binary files /dev/null and b/de.intersektionaler-anarchismus.pdf differ