Gegen die Angst

Was will der intersektionale Anarchismus?

Herrschaftssysteme teilen die Menschen ein durch die Mythen von
Geschlecht, Herkunft, Leistung, Gesetzen, und Selbstständigkeit,
und zwingen uns zu funktionieren. Das vergiftet unsere Beziehungen.

Wir müssen diese Herrschaft abschaffen: auch in uns selbst.

Führen wir stattdessen Beziehungen auf Augenhöhe: statt Zwänge gegeneinander einzusetzen, überwinden wir sie gemeinsam.

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Beziehungen / Herrschaftsbeziehungen

  • Freundschaften
  • Liebesbeziehungen
  • Arbeitsverhältnisse
  • Familie
  • Szene / Dorfgemeinschaft
  • Fremde: also Gesellschaft
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Zwänge - Beispiel Geschlecht:

  • Eltern bedrängen ihre Töchter, Kinder zu kriegen
  • Staat & Kirchen verbieten Abtreibung, Verhütung, & geschlechtsaffirmative Maßnahmen (Transition)
  • Jungs zwingen sich gegenseitig, männlich & hetero zu sein
  • Zwang zur Monogamie, von Slutshaming bis zu Femiziden
  • Neugeborene, die inter sind, werden zwangsoperiert
  • Menschen üben sexualisierte Gewalt gegen Andere aus

Warum ist das keine Liebe? Welche Ängste stehen da dahinter?

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Was ist Liebe? Was ist Angst?

Viele Beziehungen sind von Angst bestimmt. Liebe ist das Gegenmittel:

  • Liebe ist kein Gefühl, sondern Entscheidung, bewusste Handlung
  • Liebe ist, über sich hinauszuwachsen, um anderen bei ihrem Wachstum zu helfen
  • Liebe braucht: Fürsorge, Zuneigung, Verständnis, Respekt, Commitment, Vertrauen, und offene & ehrliche Kommunikation

(Definition aus All About Love von bell hooks)

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Herrschaft ist, wenn unsere Beziehungen von Angst geprägt sind

Um Herrschaft zu besiegen, müssen wir sie verstehen:

  • Welche Zwänge betreffen mich & meine Mitmenschen?
  • Welche Ängste hindern mich, eine Beziehung zu verändern/beenden?
  • Erlauben ich Anderen, ihre Beziehung zu mir mitzugestalten?

Das sind Fragen für Empathie & emotionale Intelligenz
(Siehe auch https://www.whitesupremacyculture.info/fear.html)

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Welche dieser Ängste kennt ihr?

  • Angst vor Veränderung
  • Angst vor der Ersetzbarkeit
  • Angst vor Abhängigkeit
  • Angst dass andere von einem abhängig sind
  • Angst vor der Einsamkeit
  • Angst vorm Schwäche zeigen
  • Angst vor Nähe/verletzt zu werden
  • Angst um Andere (Paternalismus)
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Welche dieser Ängste kennt ihr?

  • Angst vor Gewalt
  • Angst vor Konflikten
  • Angst vor dem Unbekannten
  • Angst vor Hunger, Armut, Obdachlosigkeit
  • Angst vor Krankheit & Tod
  • Angst vor einer dysfunktionalen Familie
  • Angst vor dem Verschwinden der eigenen Kultur
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Wir werden unterschiedlich unterdrückt:

Nach Geschlecht:
Männer | Frauen | trans Personen, die nicht binär sind/nicht passen

Nach Sexueller Orientierung:
heterosexuell | bisexuell/poly | homosexuell

Nach Schönheit:
Normschön | atypisch | "entstellt"

Nach dem "wheel of power & privilege"

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Rollen im Herrschaftssystem

Ziel der Herrschaft ist, sich selbst zu reproduzieren. Dafür macht sie uns verschiedene Angebote. Je nach Rolle sind Zuckerbrot & Peitsche unterschiedlich:

  • Kollaborierende kriegen Macht über andere, solange sie bei der Herrschaft mitspielen
  • Unterdrückte sollen sich still ausbeuten lassen, sonst müssen sie mit Gewalt rechnen
  • Marginalisierte sind überflüssig für das Herrschaftssystem und von Vernichtung bedroht
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Wie geht man mit der Rolle um?

Rolle wird einem aufgedrückt & zugesprochen - Schubladendenken

Unterschiedliche Regeln - nicht immer offen ausgesprochen oder niedergeschrieben, werden ständig neu ausgehandelt

Kollaborierende dürfen ihre Macht nicht missbrauchen, wenn das das System delegitimiert/destabilisiert

Unterdrückte & Marginalisierte dürfen nicht nach Macht streben, wenn das die Stellung der Kollaborierenden gefährdet.
Unterdrückte können streiken; Marginalisierte müssen kämpfen

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"Geschlecht": das Patriarchat

Ängste: vor einer dysfunktionalen Familie. Aber auch: Angst vor Ersetzbarkeit, Einsamkeit, Schwäche zeigen, Nähe zulassen

Zwänge: Druck Kinder zu kriegen, Einschränkungen der körperlichen Selbstbestimmung, Zwang zur Monogamie (von Slut-Shaming bis Femiziden), Zwangs-OPs an inter-Personen, homo- & transfeindliche Gewalt, geschlechts-basierte Arbeitsteilung, Verhaltensnormen, Kleiderordnungen, sexualisierte Gewalt, Verweigerung von Bürgerrechten

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Diskriminierungslinien durch "Geschlecht":

Geschlecht:
Männer | Frauen | trans Personen

Sexueller Orientierung:
heterosexuell | bisexuell/poly | homosexuell

Schönheit:
Normschön | atypisch | "entstellt"

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"Selbstständigkeit": Ableismus

Äußere Zwänge: Einschränkungen & Schmerzen (körperliche & geistige)

Ängste: von anderen abhängig zu sein, für andere sorgen zu müssen, Schwäche zu zeigen, dass andere von einem abhängig sind, vor einer dysfunktionalen Famile, dem eigenen Verfall, Krankheit, und Tod

Zwischenmenschliche Zwänge: Arbeitsverbot, Gewalt (Mikroaggressionen, Übergriffe, Mord), Verweigerung von Bürgerrechten, Familienkontrolle, Druck Care-Arbeit zu leisten, Zwangspsychiatrie, soziale Ausgrenzung, sexualisierte Gewalt, ...

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Diskriminierungslinien durch "Selbstständigkeit":

Körperliche Fähigkeiten:
"gesund" | eingeschränkt, aber selbstständig | unselbstständig

Neurodiversität/Psychische Gesundheit:
neurotypisch | funktional neurodivergent | dysfunktional

Erwachsenheit:
volljährig | unmündig | entmündigt

Sorgeverantwortung:
"unabhängig" | zugeschriebene Sorgepflicht | auf Sorge angewiesen

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Zwischenmenschliche vs. Äußere Zwänge

Zwischenmenschliche Zwänge setzen Menschen gegeneinander ein - und sie könnten auch damit aufhören

Äußere Zwänge kommen von außerhalb unserer Beziehungen. Oft kommen da die Ängste her, wegen denen wir Herrschaftssysteme aufbauen

In Beziehungen auf Augenhöhe können wir uns auch Äußeren Zwängen eigentlich besser stellen, als in Herrschaftsbeziehungen -
Ängste vor Abhängigkeit machen das schwer, mehr Schultern helfen

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Macht - gut oder schlecht?

Mit Macht kann man sich zwischenmenschlichen Zwängen widersetzen, und äußere Zwänge abfedern

Macht wird geteilt, und durch Kooperation ausgeübt
-> in Beziehungen

Je nachdem ob die Beziehung auf Augenhöhe ist oder nicht, ist es Macht über andere, oder Macht mit anderen.
In Beziehungen auf Augenhöhe können wir Herrschaft abbauen:
Alle nach ihren Fähigkeiten, allen nach ihren Bedürfnissen.

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Die Zwiebel von Status, Rolle, und Power

(nach Leticia Nieto)

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"Gesetze": der Staat

Nicht nur Behörden: "der Bulle im Kopf", Paternalismus etc.

Äußere Zwänge: organisierte Gewalt, Sucht, Konfliktlösung geht nicht immer ohne Außenstehende

Ängste: Gewalt, Unordnung, Veränderung, Konflikten, Angst um Andere (Paternalismus)

Zwischenmenschliche Zwänge: Polizei (Gewalt, Überwachung, Hausdurchsuchungen, Beschlagnahme), Strafe (Knast, Zwangsarbeit, Geldstrafen), Schule (Notendruck, Anwesenheit, Strafe), Wehrpflicht

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Diskriminierungslinien durch "Gesetze"

Kriminalität & Bürokratie:
Beamte & Petzen | Gehorsame Bürger:innen | die, deren Bedürfnisse mit den Regeln in Konflikt geraten / Kriminelle

Demokratie:
Verwaltungs- & Partei-Apparat | die Repräsentierten | die Unrepräsentierten & nicht Wahlberechtigten

Militär:
Offiziere | Soldat:innen | Zivilist:innen

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"Herrschaftssystem" kommt von "Herrschen"

Im Staat gibt es nicht nur Kollaborierende, Unterdrückte, und Marginalisierte - Herrschende sind Quelle der Macht & teilen sie hierarchisch mit Kollaborierenden

  • Herrschende profitieren durch Ausbeutung vom Herrschaftssystem
  • Nicht in jedem Herrschaftssystem gibt es Herrschende
  • Herrschaft wird von allen reproduziert, und funktioniert auch ohne dass jemand davon profitiert
  • Ohne Herrschende ist das Herrschaftssystem sogar resilienter
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"Leistung": Klassismus

Klassismus: Herrschaftssystem, das sich seit ca. 500 Jahren vor allem in der Wirtschaftsform Kapitalismus abspielt

Es gab Klassismus aber schon vor dem Kapitalismus, weil es klassistische Ängste schon länger gibt

Klassismus wird sich mit dem Kapitalismus nicht automatisch erledigt haben: der Schlüssel ist, sich den Ängsten gemeinsam in Beziehungen auf Augenhöhe zu stellen

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"Leistung": Klassismus

Äußere Zwänge: Essen, Wohnen, Mobilität, Wissenshierarchien

Ängste: vor Abhängigkeit, sozialem Abstieg, Armut, Obdachlosigkeit

Zwischenmenschliche Zwänge: Nutzungsverbot von ungenutzten Ressourcen, Hürden für Berufe & Weiterbildung, aufdiktierte Arbeitsbedingungen & Hierarchien, Union Busting, Hartz-Maßnahmen, unfairer Wettbewerb

Ausbeutung: Einhegung von Commons (was allen gehört) -> Konsumzwang, Lohnarbeit, Mietwohnungen

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Ausbeutung: Profit durch Herrschaft

Herrschende beuten unterschiedliche Zwänge aus:

Durch Eigentum:
Staat schützt Eigentum an Wohnraum -> Menschen brauchen Wohnraum -> Miete kann extrahiert werden

Durch Organisierung von Arbeit:
Commons wurden privatisiert & aufgekauft -> Menschen brauchen Güter -> Kapital organisiert Produktion -> Profit kann extrahiert werden

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Klassistische Rollen im Kapitalismus

  • Im Kapitalismus sind die Herrschenden die, deren Kapital sich selbst verwertet -> Profit durch Ausbeutung von Zwängen
  • Kollaborierende/Manager:innen organisieren die Arbeit für sie (aus Abstiegsängsten > Wille zur Macht über Andere)
  • Arbeitskraft der Unterdrückten erhält das System, Unterdrückte & Kollaborierende verkaufen Arbeitskraft an Herrschende und bezahlen Mieten
  • Marginalisierte müssen sich durchschlagen; ihre Sichtbarkeit fördert Abstiegsängste bei Unterdrückten & Kollaborierenden
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Diskriminierungslinien durch "Leistung"

Wohlstand: investiert | unabhängig | abhängig, kann sparen | prekär

Kreditwürdigkeit: verleiht Geld | leiht sich Geld | nicht kreditwürdig

Arbeit: organisiert Arbeit | abhängig beschäftigt | arbeitslos

Bildung: akademisch | berufliche Ausbildung | ohne Ausbildung

Wohnen: Eigentumswohnung, Vermieter:innen | Miete | wohnungslos

Soziale Herkunft: je nachdem welche Rollen die Eltern hatten

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Auswege aus dem Kapitalismus?

  • Reformen & ökonomisches Wachstum: kurzfristige Verbesserung für manche Marginalisierte & Unterdrückte, aber im Schnitt gewinnt immer das Kapital
  • Sozialistische Revolutionen: haben oft Herrschende abgeschafft, aber nie die Herrschaft selbst
  • Nur in Beziehungen auf Augenhöhe können wir Zwänge abbauen; hier & jetzt im Kleinen, langfristig in revolutionärer Organisation
  • Um die Herrschaft durch Organisierung von Arbeit abzuschaffen: Wissenshierarchien abbauen & Arbeit selbst verwalten
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"Herkunft": Nationalismus & Rassismus

Äußere Zwänge: migrieren müssen, Sprachen, generation. Trauma, ...

Ängste: vor dem Unbekannten. Außerdem, dem Verschwinden der eigenen Kultur, dem Aufgeben von Privilegien, Konkurrenz, Ersetzbarkeit, Kritik & Konflikten, ...

Zwischenmenschliche Zwänge: Grenzregime, Arbeitsverbot, Abschiebung, Gewalt (Mikroaggressionen, Übergriffe, Pogrome, Genozide), Verweigerung von Bürgerrechten, Familienkontrolle, ...

Ausbeutung: Zwangsarbeit, undokumentierte Arbeit, Kriegsbeute, ...

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Diskriminierungslinien nach "Herkunft"

Die Schubladen sind quasi immer willkürlich, oft ohne die Gemeinten zu kennen/verstehen. Eine Annäherung:

Geschichte: Kolonisierer, Kriegsgewinner, Sklavenhalter | Leute mit dominanten Merkmalen | Nützliche Fremde | Gefährliche Fremde

Sprache: Muttersprache dominant | dominante Sprache erlernt | spricht dominante Sprache nicht

Staatsbürgerschaft: Bürgerrechte | weniger Rechte | ohne Papiere

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Exkurs: Religion

Religion ist ein Pfeiler von Herrschaftssystemen:

  • macht Angebote des sozialen Friedens an Unterdrückte
  • ist Plattform für das Teilen von Macht mit Kollaborierenden
  • organisiert Pogrome gegen, aber auch Care für Marginalisierte

Religion kann regional ein eigenes Herrschaftssystem sein, und funktioniert dann oft als Rassismus

In der Kirche werden oft die unterschiedlichen Regeln/Moral für Kollaborierende & Unterdrückte ausgehandelt

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Konservative vs. faschistische Herrschaft

Faschismus entsteht in konservativen Herrschaftssystemen:

  • Nährboden sind erhöhte Ängste, z.B. in Wirtschaftskrisen
  • Faschismus verwandelt diese Ängste in Hass auf Marginalisierte
  • Hass wird in konservativen Herrschaftssystemen eher sanktioniert, weil er die Stabilität des Systems gefährdet – für die Faschisten ist die Instabilität des Systems ein Mittel.
  • Faschist:innen nutzen diese Dynamik, um neu auszuhandeln, wer wen unterdrückt -> Ziel ist, zu Herrschenden zu werden
  • Konservative Eindämmungstaktik scheitert
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Konservative vs. faschistische Herrschaft

Aber: Faschismus ist wenig resilient

  • paranoide Herrschende
  • entfesselte Ängste
  • instabile Deals
  • illegitime/offenbarte Herrschaft...

Indem man sich gegen die Angst richtet, kann man ihm entgegentreten

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Handeln - Mutual Aid & Direct Action

Ziele des intersektionalen Anarchismus bedingen sich gegenseitig:

  • sich Zwängen widersetzen
  • Beziehungen auf Augenhöhe aufbauen

Abschiebungen verhindern, Selbstverteidigungskurse, streiken, Care-Arbeit gerecht verteilen, Geld & Wohnraum tauschlogikfrei teilen, sich punkig kleiden & verhalten, Beziehungen nicht zweckorientiert führen, Body Labs, Bürgerrechte verleihen, Räume für Bedürfnisse schaffen, übersetzen, Kollektivbetriebe gründen & selbst verwalten, selbstorganisierte Grenzübertritte, Diskriminierung entgegentreten, Aufklärung zu Drogen & Sucht, Mediation, Deeskalation, Aussage-verweigerung & Verschlüsselung, freie Schulen aufbauen, Wehrdienst verweigern, Häuser besetzen, praktische Umverteilung, Dokumente fälschen, Alternativen zu Monopolkonzernen schaffen, Infrastruktur selbst bauen, selbstorganisierte Bildung, Vernetzung von Basisinitiativen, ...

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verweigerung & Verschlüsselung, freie Schulen aufbauen, Wehrdienst verweigern, Häuser besetzen, praktische Umverteilung, Dokumente fälschen, Alternativen zu Monopolkonzernen schaffen, Infrastruktur selbst bauen, selbstorganisierte Bildung, Vernetzung von Basisinitiativen, ...

Limits dieser Theorie

  • Beziehungen & Befreiung lassen sich schwer messen; subjektiv
  • groooobe Vereinfachung. Lieber mit dem Herzen schauen
  • nicht alle Situationen lassen sich so erklären, Graubereiche
  • ...
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Fragen?

Diskussion?

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Intersektionalismus stellt sich gegen Diskriminierung; oft fehlt aber die Herrschaftskritik, siehe #girlboss - der Anarchismus setzt die Machtbrille auf Andere Anarchismen sind: Öko-Anarchismus, Anarcho-Syndikalismus, Anarcho-Kommunismus, Anarcha-Feminismus, Schwarzer Anarchismus, Anarcho-Punk, Anarcho-Pazifismus, Mutualismus, christlicher Anarchismus, ... Teils Überschneidungen, schließt sich nicht gegenseitig aus GOHLS sind Willkürliche Kategorien, die Macht haben, weil Menschen an sie glauben

Beispiel: - sich seinen Ängsten stellen, um Anderen eine Chance zu geben

Angst vor Abhängigkeit & Ersetzbarkeit gehen in beide Richtungen; in Beziehungen kann Abhängigkeit unsere Autonomie einschränken. Gleichzeitig haben wir Angst ersetzbar zu sein

Wir werden in verschiedenen Herrschaftssystemen unterschiedlich unterdrückt Problem mit dieser Variante: Kategorie "marginalisiert" ist etwas willkürlich -> mehr später

Binäre trans Personen, fallen sobald sie cis-Passing haben, oft in eine der ersten beiden Kategorien

Männer kriegen andere Chancen als Frauen oder offen nicht-binäre Personen. Aber sie kriegen auch viel homophobe oder femininitätsfeindliche Gewalt ab, wenn sie dem Männlichkeitsideal nicht entsprechen Von Frauen wird erwartet, dass sie als Gebärmaschinen dienen & Care-Arbeit leisten. Viele patriarchale Zwänge existieren nur, um Bedürfnisse zu unterdrücken die diese Funktion gefährden trans Personen oder ausschließlich homosexuelle Menschen können diese Funktionen oft gar nicht erst erfüllen; sie wecken die Angst vor einer dysfunktionalen Familie, und müssen die Auslöschung fürchten

Menschen sind nicht fest in einer Rolle, im Laufe des Lebens kann sich das auch ändern. transmännliche Transitionsgeschichte: von unterdrückt zu marginalisiert zu kollaborierend / widerständig Rollen sind Fremdzuschreibung. lassen sich nicht immer ändern (und wenn, dann mit Aufwand & Risiko, manchmal durch Umzug) Macht ist ein Angebot: man kann es ablehnen Machtmissbrauch: manche Formen übergriffigen Verhaltens gelten als normal, andere haben auch im Patriarchat Konsequenzen Nach Macht streben: #girlboss ist okay, solange man das System als ganzes nicht infrage stellt -> aber auch das wurde erkämpft Weil Unterdrückte für das Funktionieren des Herrschaftssystems notwendig sind, können sie Streiken. Marginalisierten bleibt oft nur Militanz

Warum Schönheit? Ziel des Patriarchats ist die Schaffung von "funktionalen" Familien. Mobbing weit verbreitet Normschöne Menschen kriegen mehr Chancen als Andere. Halten Schönheitsnormen aufrecht, wenn sie nicht ausbrechen atypisch schöne & "entstellte" Menschen können versuchen sich Schönheitsnormen anzupassen; mit unterschiedlichem Erfolg, manche Makel lassen sich schwer ausgleichen Mobbing kann alle treffen & von allen ausgehen; Jugendliche lernen erst, zu lieben, und wachsen in einem knastförmigen Umfeld auf. Kampf des Punk: "wir sind alle hässlich". Aber auch hier finden die einen zu ihrer eigenen Schönheit, und anderen wird unterstellt, dass sie ja keine andere Wahl hätten

Mythos Selbstständigkeit: Menschen sind miteinaner verbunden/voneinander abhängig, mindestens die ersten ~18 Jahre Äußere Zwänge: nur kurz, dass nicht alle Zwänge aus Beziehungen kommen Im Ableismus werden Ängste vor allem verdrängt & projeziert; viel ableistische Gewalt kommt aus einem diffusem, irrationalen "bleib mir weg", die Verbundenheit leugnen & abschneiden zu wollen

Adultismus ist ein Ableismus; aber sehr junge & sehr alte Menschen sind unterschiedlich unterdrückt "gesund" und "unabhängig" sind Kategorien, die nur vor dem Mythos der Selbstständigkeit Sinn machen: - Auch gesunden Menschen könnte es immer körperlich besser gehen, im Zweifel durch Technologie - Menschen die leugnen, dass wir alle voneinander abhängig sind, entziehen sich der Sorgeverantwortung

Mythos der Gesetze: dass man zentral bestimmen muss, welche Bedürfnisse okay sind und wer nicht, statt dass die Beteiligten es miteinander aushandeln. Gesetze funktionieren nur, solange man sie mehr respektiert als die Bedürfnisse der Menschen um sich herum Bürokratie: Gesetze, Überwachung, und Zwang gehen Hand in Hand: - Gesetze werden erfunden, entweder in Parlamenten, Nachbarschaften, oder per Dekret - Überwachung stellt fest, dass jemand Gesetze übertreten hat - Zwänge werden angewandt

"Knast ist für die, die sich immer an die Regeln halten, Knast funktioniert beim netten Nachbarn von nebenan Und Knast ist nicht, wenn ein Mensch in einer Zelle sitzt Knast ist wenn die Angst im Kopf deine Zelle ist" (Danger Dan - Gesiebte Luft) Im CSU-Einparteienstaat sind seit 70 Jahren immer dieselben Schichten repräsentiert Partei-Apparat macht die Regeln, die anderen müssen sich daran halten, aber nur die Repräsentierten haben Einfluss darauf. - Protest von Repräsentierten ist deswegen oft appelativ, Demos & Petitionen - Unrepräsentierten bleibt nur Militanz Wenn Unterdrückte & Marginalisierte gemeinsam kämpfen, machen oft i-wann Organisationen von Unterdrückten einen Deal mit dem System, bei dem die Marginalisierten runterfallen

Dezentrale Herrschaftssysteme sind resilienter: Den Adel konnte man noch hinrichten, Minister:innen kommen immer neue nach

Mythos der Leistung: wir brauchen die, die mehr leisten, um unsere Bedürfnisse zu befriedigen; statt dass alle sich freiwillig nach ihren Fähigkeiten einbringen

Beispiel Cuba: - Leiden stark unter Äußeren Zwängen, v.a. Essen & Mobilität - Weniger Ausbeutung: Eigentumswohnungen für alle, kein Konsumzwang. Aber: Lohnarbeit & keine Commons (Staat verteilt zentral) - Zwischenmenschliche Zwänge: ungenutzte Ressourcen gibt es wenig. Hürden für Berufe & Weiterbildung v.a. ideologisch, Arbeit zentralistisch organisiert/Unternehmerische Freiheit eingeschränkt, aufdiktierte Arbeitsbedingungen & Hierarchien bleiben bestehen - aber es gibt auch Rätesysteme, kein Union Busting, Wettbewerb wurde nur auf Druck von außen eingeführt - Leistungs-basierte Ängste sind stark, Menschen zeigen wenig Eigeninitiative mit ihren Fähigkeiten

Klassismus äußert sich durch: - wessen Bedürfnisse wie viel zählen - wer welche Chancen bekommt, seine Fähigkeiten einzubringen -> Alle nach ihren Fähigkeiten, allen nach ihren Bedürfnissen

Mythos der Herkunft, der die Erde in Nationen & Kontinente einteilt und ihnen Menschen zuweist Hier gibt es noch ne Menge Leerstellen, ich weiß noch zu wenig über die verschiedenen Rassismen

Ausbeuter: Rassismus hat auch Profiteure, reproduziert sich aber durch Angst Wer als nützlich oder gefährlich gilt, wird immer wieder neu ausgehandelt: - in den USA gelten Schwarze als nützlich, Muslime als gefährlich: die einen sind von Zwangsarbeit & Ausbeutung betroffen, die anderen von Abschiebung & Krieg - Unter Trump wechseln Hispanics zunehmend von nützlich zu gefährlich (MS-13, ICE, ...) Statt dass alle sich mit ihren Fähigkeiten & Bedürfnissen einbringen können, kriegt nur die dominante Gruppe diese Chance - Indem ihnen Chancen verwehrt werden, können "nützliche Fremde" besser ausgebeutet werden -> Angst bei Kollaborierenden, fair mit ihnen konkurrieren zu müssen Modell lässt sich so nur begrenzt auf den globalen Süden übertragen; Rassismus ist dann nochmal komplexer