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Raubkopieren - rechtliche Lage und technische Tipps

Erst gibt es einen kurzen Input zum politischen Potenzial von Raubkopieren. Dann einen praxisorientierten Überblick zur rechtlichen Lage in Deutschland. Dann gibt es eine offene Austauschrunde, wie man urheberrechtlich geschützte Daten schön austauschen kann.

Wenn euch Begriffe zu akademisch sind, fragt nach. Der Autor hat leider über seinem Studium das Gefühl für normale Sprache verloren. Ist kein Thema, das zu erklären, die Begriffe sind an manchen Stellen leider wichtig.

Politisches Potenzial

Verschiedene Argumente gegen das Urheberrecht

Der Begriff Raubkopieren ist ein wunderschöner Kampfbegriff, eben weil man niemandem etwas wegnimmt. Am Ende des Kopiervorgangs ist stattdessen sogar mehr da als vorher. Nirgends funktioniert der Satz "Eigentum ist Diebstahl" so gut wie bei intellektuellem Eigentum.

Remix Culture - Sehr viel Kultur wird verhindert, indem Remixen von Kunst eingeschränkt wird. Remix Culture spart Arbeitsaufwand, und ist sogar noch gut für die Umwelt, da bei der Produktion von Kunst weniger Ressourcen benötigt werden.

Im akademischen Bereich ist es oft so, dass man das Urheberrecht an wissenschaftlichen Artikeln komplett an Verlage abgibt, die dann Unsummen pro Paper verlangen. Das behindert den wissenschaftlichen Fortschritt und hilft nicht einmal den Urheber:innen.

Es gibt Zahlen, die belegen, dass Raubkopieren den Verkaufszahlen von Filmen und Computerspielen eher nutzt als schadet; vor allem weil Raubkopierer gute Spiele auch weiterempfehlen, an Leute die es bezahlen. Bei der Bekämpfung von Raubkopien geht viel gute Promo verloren.

Raubkopieren als Aktionsform

Raubkopieren als Direkte Aktion schafft natürlich nicht den Kapitalismus ab. Aber in manchen Bereichen bricht es mit der Logik von Wert und Ware. Es gibt auch viele unpolitische Raubkopierer - ungenutztes Agitationspotenzial.

Raubkopieren ist auch ein schönes Mittel, um klassistische Privilegien abzubauen. Für Leute, die sich keine Kultur leisten können, ist es oft die einzige Möglichkeit der Teilhabe. Allein deswegen sollten wir es fördern.

Ähnlich wie Ladendiebstahl, aber netter:

  • Bei Raubkopieren nimmt man niemand etwas weg - man schafft eher etwas neues.
  • Es ist weniger riskant.
  • Die Vermittlung funktioniert besser.

Eine systematische Kritik

Problem: Selbst bei den Protesten gegen das neue EU-Urheberrecht gab es Schilder wie "Ja zum Urheberrecht - Nein zur Zensur". Die Bewegung war sehr breit gefächert und hatte keinerlei einheitliche Position.

Deswegen braucht es eine systematische Kritik am Urheberrecht aus anarchistischer Perspektive.

Künstlerische Interessen

Als Künstler habe ich zwei Interessen:

  • ich will, dass so viele Leute wie möglich meine Kunst genießen können
  • ich will überleben können

Open Access ermöglicht 1. wie nichts anderes, aber erschwert, Geld mit Kunst zu verdienen.

Künstlerische Arbeit

Künstlerische Arbeit sind 3 verschiedene Sachen:

  • Ausdenken: auf die Idee kommen, komponieren, planen, texten
  • Produzieren: den Prototyp erstellen, das Stück aufnehmen, das erste Ding schaffen
  • Reproduzieren: Kopien des Prototyps erstellen, damit mehr Leute es genießen können

Das Reproduzieren: Ware, Wert, und Grenzkosten

Das Internet ist praktisch eine riesige Kopiermaschine. Immer wenn man etwas herunterlädt, kopiert man etwas. Die Kosten vom kopieren sind so niedrig wie noch nie zuvor - jeder mit einem Rechner, Speicherplatz, & Zugang zu Internet & Daten kann kopieren.

Das ist sowohl technisch, ökonomisch, als auch juristisch relevant.

Interessen der Verlage

Das Reproduzieren ist immer Aufgabe der Verlage gewesen. Die Digitalisierung macht es den Verlagen natürlich schwer, Kunst zu verkaufen - die Kunst steht in Konkurrenz zu:

  • den "gestohlenen" Kopien von sich selbst,
  • in schwächerer Konkurrenz mit "gestohlenen" Kopien von anderen Kunstwerken
  • mit kostenlos zugänglichen Kopien von Kunstwerken.

Deswegen haben Verlage ein Interesse daran, kostenlos zugängliche Kunst schwerer zugänglich zu machen. Bei "gestohlenen" Kopien von Werken, die sie kommerziell vertreiben, haben sie es relativ leicht:

  1. funktioniert das Argument ganz gut, dass sie die Barriere zum leben brauchen,
  2. ist die Konkurrenz mit den "gestohlenen" Kopien natürlich härter als mit anderen Kunstwerken.

Deswegen haben Verlage das Urheberrecht historisch erkämpft; es sichert ihre Überlebensgrundlage.

Das Urheberrecht wurde historisch auch aus Zensurgründen eingeführt, und wird immer mal wieder so benutzt. Zum Beispiel bei IFG-Anfragen: https://fragdenstaat.de/aktionen/zensurheberrecht-2014/

Nebenbei dient es auch dazu, manche Künstler:innen zu finanzieren; daraus zieht das Urheberrecht seine Legitimation.

Das Verhältnis zwischen Verlagen und Künstler:innen ist selten klar, anders als Kapital/Proletarier. Es gibt Knebelverträge, aber es gibt auch 50/50-Verträge, manchmal bleiben die Rechte an den Kunstwerken bei den Künstler:innen. Oft haben die Verlage gar nicht das alleinige Eigentum an den Produktionsmitteln. Man kann also kaum von einer systematischen Ausbeutung im marxistischen Sinne sprechen.

Urheberrecht ist Diebstahl

Stattdessen ist das Bild der monopolistischen Extraktion aus dem Mutualismus besser geeignet, um zu analysieren, wie sich Verlage das Commons "Kultur" aneignen.

Kultur ist ein Commons, weil...

Commons können von Menschen für ihre Bedürfnisse genutzt werden, und zwar für alle, für die sie zugänglich sind. Commons müssen auch aufrecht erhalten werden. Ein Beispiel sind Bibliotheken, die durch Bücherspenden wachsen, und die idR sanktionieren, wenn man ein Buch nicht zurückbringt.

Das typische Beispiel für Commons sind Wiesen, die von ganzen Dörfern landwirtschaftlich genutzt werden. Die waren früher oft Gemeinschaftseigentum, wurden aber in der Frühphase der Industrialisierung privatisiert und aufgekauft.

Plattformen - das Herrschaftsparadigma des digitalen Zeitalters

Die Soziologie betrachtet fast alles als Institutionen. Plattformen sind jedoch ein nützlicher Begriff, um zu analysieren, wie sich Institutionen durch die Digitalisierung verändert haben. Die Natur der Herrschaft hat sich dadurch verändert.

Ein schönes Beispiel für eine Institution ist ein Staat, eine Firma, ein Verein, oder eine Partei. Institutionen sind hierarchisch organisiert, die Ressourcen werden zentral verwaltet, und nach unten weitergegeben, um genutzt zu werden. Die Regeln, nach denen die Institution handelt, werden oben festgelegt, manchmal demokratisch.

Plattformen, in denen wir leben, sind etwa Facebook, Wikipedia, Spotify, eBay, oder auch das Internet an sich. Auf Plattformen werden die Ressourcen dezentral verwaltet und genutzt und die Bewohner können frei partizipieren und miteinander interagieren, allerdings nur im Rahmen der Regeln: Code is Law.

Plattformen sind heterarchisch. Bis auf eine Ausnahme - die Admins, die die Regeln festlegen. Demokratische Plattformen gibt es bisher so gut wie nicht. (Das könnte übrigens eine zentrale Herrschaftsfrage des 21. Jahrhunderts werden)

Commons und Plattformen

Commons sind Plattformen, in dem Sinne dass die Ressourcen dezentral genutzt werden können. Der Unterschied ist die Frage des Profits - extrahiert die Admins Profit aus der Plattform? Dann kann es kein Commons, kein Gemeinschaftseigentum sein.

Eigentum ist Diebstahl - die Privatisierung von Commons

Der anarcho-mutualistische Spruch "Eigentum ist Diebstahl" von Proudhon setzt hier an; Die Erde ist bereits da und gehörte mal allen. Alle konnten ihre Ressourcen nutzen, bevor die ursprüngliche Akkumulation zur Privatisierung geführt hat.

Dieses Recht auf Privateigentum wird vom Staat garantiert und aufrechterhalten; indem der Staat Nichteigentümer an der Nutzung von Commons hindert, ermöglicht er Eigentümern die alleinige Extraktion von Profit aus den Commons.

Der Anarcho-Mutualismus kritisiert, dass das die Befriedigung der Bedürfnis behindert. Bedürfnisbefriedigung passiert, wenn da ein Haus ist, und man halt drin wohnt. Wenn man aber versucht, mit Häusern Geld zu verdienen, in denen man keine Zeit hat, darin zu wohnen, ist das Extraktion von Profit.

Mit dem Urheberrecht haben Verlage die staatliche Legitimation, Profit aus gewisser Kultur zu extrahieren.

Kunst - Bedürfnisbefriedigung oder Profitautomat?

Mit Liedern ist es genauso: wenn sie zur Befriedigung von Bedürfnissen da sind, dann indem man sie spielt, abspielt, kopiert, remixt. Das Verdienen von Geld mit Kunst, die man beinahe kostenlos kopieren kann, ist reine Extraktion.

Wenn Verlage für etwas Geld verlangen, was sie selbst gar nicht nutzen könnten, Also zB Musik, ist es Extraktion.

Dadurch, dass man die Arbeit der Verlage, das reproduzieren, heute auch selbst erledigen kann, fällt ihre Berechtigung weg. Ihr Hauptarbeit besteht heute noch darin, das Marketing für Künstler:innen zu übernehmen, und die Gewinne einzutreiben.

Urheberrecht abschaffen?

Das Urheberrecht abzuschaffen ist keine weit hergeholte Forderung. Politisch mag sie noch weit weg sein, aber Direkte Aktion ermöglicht sie jeden Tag. Denn: technisch sind wir hier klar im Vorteil. Während in vielen technischen Bereichen die Kontrolle langsam die Überhand bekommt, ist hier die Freiheit meistens einen Schritt voraus.

Aber auch als politische Forderung: was würde passieren?

Wenn Verlage keine Gewinne mehr aus dem Verkauf von Datenträgern eintreiben können, würden sie zu Marketingagenturen reduziert. Leute würden ihre Jobs verlieren, Geschäftsmodelle würden zusammenbrechen, das Kapital hätte eine lukrative Verwertungsmethode weniger.

Abmahnanwält:innen müssten die Leute auf anderen Rechtsgebieten ausnutzen.

Und die Künstler:innen?

Die größte Sorge ist natürlich, wie sich Künstler:innen in Zukunft finanzieren würden.

Viel Mainstream-Musik würde sich nicht mehr rechnen; die Charts wären bald ausgestorben. Untergrund-Musik, Hobby-Musik, etc. würden die dominante Form von Musikkonsum werden. Es können schon heute nur ein Bruchteil aller Künstler:innen vom Verkauf von Kopien leben.

Man kann viel daran sehen, wie sich Künstler:innen heute schon finanzieren:

Künstler:innen, die ihre Kunst zum free download anbieten, finanzieren sich oft über Spenden (z.B. Liberapay, Patreon), Konzerte gegen Spende/Crowdfunding, Kunstunterricht, oder Nebenjobs. Das ist prekär; auf der anderen Seite würden sie über Verkäufe idR auch nicht viel verdienen.

Bemerkenswert ist, dass nicht allzu viele Künstler:innen am Urheberrecht hängen. Im Kampf um das neue EU-Urheberrecht haben nur wenige Künstler:innen versucht, den Diskurs zu beeinflussen. Die GEMA hat ein paar mit an Bord gekriegt, aber sie hatten nur wenig Einfluss auf die öffentliche Debatte.

Ich habe es satt, bei allen politischen Forderungen erst darauf warten zu müssen, bis ein BGE eingeführt wird. BGE + kein Urheberrecht ist ein schöne Utopie - es wird aber nicht beides gleichzeitig kommen.

Stattdessen würden ziemlich noch mehr Künstler:innen wohl bald zu lautstarken Verfechtern eines BGE werden. Klingt doch gut.

Rechtslage

http://www.urheberrecht.justlaw.de/urheberrechtsverletzung.htm

Vervielfältigen & verbreiten, Upload von urheberrechtlich geschützten Werken:

  • Strafrechtlich: Freiheitsstrafe bis zu 3 Jahre oder Geldstrafe. Antragsdelikt. - §106 UrhG
  • Zivilrechtlich: Rechteinhaber können abmahnen & Schadensersatz verlangen

Downloads & Streaming

Ob Downloads illegal sind, hängt davon ab, ob die Vorlage legal aussieht. Private Kopien sind nämlich legal, wenn die Vorlage nicht offensichtlich rechtswidrig ist.

  • Ein gecracktes Computerspiel downloaden zählt als Vervielfältigung von einem illegalen Upload, ist also verboten.
  • Ein Youtube-Video sieht dagegen idR auch für den Richter legal genug aus.
  • Streaming fällt idR nicht darunter; man downloaded die Datei zwar, aber nur temporär.
  • Ist aber egal, weil Downloads unter das Telekommunikationsgeheimnis fallen und ihr nur erwischt werden könnt, wenn jmd euch legal überwacht.

Torrents

Torrents sind illegal, weil man Uploadet, also eine illegale Kopie öffentlich anbietet. Leider kann man hier sehr einfach erwischt werden, weil die IP-Adresse bei Torrents nicht automatisch verschleiert wird.

  • Es wird empfohlen, nicht über Tor zu torrenten, weil man damit Tor für andere sehr viel langsamer macht
  • Ein VPN ist da die bessere Wahl und sollte ausreichen, um euch zu schützen.

CD Ripping

Legal erworbene Datenträger dürfen im einzelnen kopiert werden. Diese Kopien dürfen an Freunde & Familie weitergegeben werden.

Wirksamer Kopierschutz darf nicht umgangen werden: ist verboten, aber nicht strafbar. Schadensersatz (Zivilrecht) kann aber gefordert werden.

Allerdings darf nur wirksamer Kopierschutz nicht umgangen werden; manche sagen, dass sich ein Kopierschutz als unwirksam erweist, sobald er umgangen wird. lol. ist leider nicht allgemein anerkannt, glaube ich.

Zur Inspiration: eine mögliche Verleumdungsklage

Um sich gegen die übergriffigen Regulierungsversuche der Medienindustrie
besser schützen zu können, wäre es sinnvoll, die missbräuchliche Verwendung von
Worten wie „Raubkopie“ oder „Softwarepiraterie“ durch o.g. Interessengruppen
ebenfalls mit aller gesetzlichen Härte zu verfolgen und grundsätzlich als
Verleumdung nach § 187 StGB zur Anzeige zu bringen. Da es sich hierbei um eine
Straftat handelt, ist die Staatsanwaltschaft verpflichtet, jeder dieser
Anzeigen nachzugehen. 

Praktische Tipps

Wer hat noch gute Links, die wir noch nicht kennen?

  • Serien & Filme kann man auf Seiten streamen:
    • kinox.to
    • bs.to
    • movie4k.to
    • ddl.me
    • gomovies.to
    • 123movie.cc
  • Soundcloud & Youtube-Rips
  • Torrents
    • thepiratebay.se
    • Clients: qbittorrent, transmission
    • Wenn man mal abgemahnt wird, funktioniert leugnen idR. die zahlen genug Leute, dass es sich für Anwältis nicht lohnt, das zu verfolgen.
  • E-Books
    • Imperial Library of Trantor: Hidden Service, tausende von E-Books im free download
    • readcomiconline.to - schönes leseinterface für comics, breite Auswahl
  • One-Klick-Hoster:
    • boerse.to: account besorgen, und in der Suche uploads finden. sehr aktive Community
    • Duckduckgo: Albumname rar
      • führt zu one-click-hostern wie zippyshare
    • Hoster:
      • share-online.biz
      • uploaded.to
      • newalbumreleases.com
      • plixid.com

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